Gelbviehzüchtertreffen 2020 im Rheinland

 

Dieses Jahr konnten sich die Gelbviehzüchter erst am Samstag, 12. und Sonntag, 13. September treffen, nachdem der geplante Termin im Juni wegen der Corona-Pandemie nicht durchführbar war. Trotz der Verschiebung konnte das für Juni geplante Programm mit dem Schwerpunkt Direktvermarktung mit wenigen Abweichungen durchgeführt werden. So traf man sich im Rheinland, in der Nähe von Düsseldorf, wo sich in den letzten Jahren zwei neue Gelbviehzuchtbetriebe etabliert haben. Beide Betriebe sind konventionell wirtschaftend.

Aus Bayern bis Mecklenburg Vorpommern waren etwa 50 Züchter*innen angereist, um beim Züchtertreffen dabei zu sein, das diesmal sich schwerpunktmäßig mit dem Thema " Direktvermarktung eigenerzeugter Produkte " befasste.

Freundlicher Empfang bei Familie Brehm 

Der erste Betrieb von Julius Briem in Erkrath bewirtschaftet 48 ha Grünland und auch noch einiges an Ackerflächen. Der Betriebsinhaber hat den ganzen Hof gepachtet und betreibt seit einigen Jahren neben der Pensionspferdehaltung auch eine Mutterkuhhaltung mit 10 Gelbviehherdbuchkühen, zwei Nicht-Herdbuchkühen und weiblicher Nachzucht. Der Deckbulle stammt aus Franken und hatte sich nach dem Kauf verletzt, so dass er fast nicht überlebt hätte. Jetzt präsentierte er sich aber wieder sehr gut. (Bild Bulle) Durch diese Verletzung hat sich auch die Kalbezeit der Mutterkuhherde verschoben.

Die Gelbviehherde auf der Bergwiese  in einem idyllischen Tal Julius Brehm Heu in der Futterraufe dient zum Strukturausgleich des jungen Weidefutters

Es werden auch noch Mastbullen gehalten, die über eine Direktvermarktung abgesetzt werden. Diese Bullen werden mit 18 bis 22 Monaten bei einem kleinen Metzger in der Nähe geschlachtet und dann nach dem Abhängen in ca. 14 bis 20 Paketen verkauft. Teilweise lassen sich die Tiere auch als Hälften an Restaurants vermarkten, die Nachfrage ist in den letzten Jahren insgesamt angestiegen. Neue Kunden werden durch Schilder am Zaun gefunden, die von Passanten gerne fotografiert werden. Die Vermarktung geschieht dann über die Homepage und einen E-mail-Verteiler.

 
Besondere Eindrücke bei Familie Einloos.

Der zweite Betrieb, der besichtigt wurde, ist Familie Einloos in Mettmann (Bild). Sie baut Kartoffeln an und verarbeitet diese für verschiedene Abnehmer im eigenen Kartoffelschälbetrieb.
Die Kartoffelabfälle aus dem Schälbetrieb werden an Mastbullen verfüttert und teilweise in eine Biogasanlage gebracht.

Jahresmitgliederversammlung der IG-Gelbvieh am Abend

Am Abend des Samstags fand die Jahreshauptversammlung der IG Gelbvieh statt, nachdem sich die Anwesenden beim Verzehr eines leckeren Gelbvieh-Rindfleischmenüs  gestärkt hatten.
Nach der Begrüßung wurde die Situation bei der IG Gelbvieh vorgestellt. Da inzwischen noch zwei Betriebe der IG beigetreten sind, beträgt die Mitgliederzahl jetzt 31.

Die größten Mitgliedsbetriebe sind in Mecklenburg - Vorpommern.

  Die aktuelle Zahlen (2019) zur Gelbviehzucht in Deutschland.

In der Doppelnutzung ist ein weiterer Rückgang der Zahl der GV-Kühe  festzustellen,

In der Fleischnutzung  gibt es
mittlerweile über 1200 Gelbvieh-Herdbuch-Kühe.

Die Internetseite der IG Gelbvieh soll weiter ausgebaut werden, insbesondere die Vermarktung soll forciert werden. Hier ist auch der Hinweis wichtig, dass das Gelbvieh von Slowfood in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen wurde, was zur Vermarktung genutzt werden sollte.

 Daraufhin stellte Maximilian Schneider noch das Fleischrinderherdbuch Bonn vor, das das zweitgrößte Gelbvieh-herdbuch außerhalb Bayerns führt und einen guten Zuwachs verzeichnen kann. Interessant war, dass hier eine Eigenleistungsprüfstation eingerichtet wurde, die freiwillig mit Zuchtbullen beschickt werden kann, um die Entwicklung des Tieres unter einheitlichen Bedingungen vergleichen zu können.

Wichtige Punkte der Diskussion waren die Überlegungen, neue Genetik aus den ausländischen Gelbviehpopulationen einzuführen, die Nutzbarkeit des Gelbvieh-Infoflyers und der Ort des nächsten Treffens.

Betrieb Kuwertz in Düsseldorf-Hubbelrath

Am Sonntag morgen wurde der Betrieb Kuwertz in Düsseldorf-Hubbelrath besucht, der ebenfalls seit wenigen Jahren Gelbvieh hält. Hauptbetriebszweig ist der Ackerbau, insbesondere der Speisekartoffelbau und deren Vermarktung. Das Restgrünland wird durch Rinder verwertet, u.a. auch eine kleine Wasserbüffelgruppe (Bild). Die ca. 10 Gelbviehkühe und Nachzucht sind noch nicht im Herdbuch, der gekörte Bulle stammt aus Hessen. Die meisten Tiere standen auf umliegenden, entfernteren Weiden.  Auf dem Hofgelände konnten daher nur Mastbullen und junge Rinder besichtigt werden.


Während die Wasserbüffel der hofnahen Weide  sehr gereizt auf die Besucher reagierten, blieb die Gelbviehkalbin  im Stall völlig gelassen.

 Bisher wurden die Masttiere über eine Metzgerei vermarktet, wobei man allerdings schlechte Erfahrungen mit dessen Seriosität gemacht hat. Deshalb will Herr Kuwertz in Zukunft über einen anderen Metzger schlachten lassen und dann Fleischpakete mit 15 kg mit Knochen vermarkten.
Nach einem hervorragenden  Grill-Mittagessen bedankte sich die Vorsitzende Petra Loibl (rechts) bei den beiden  Züchterfamilien, deren Gäste wir sein durften, für die Gastfreundschaft und die interessanten Einblicke in ihre Betriebe.
Danach gingen die Gelbviehzüchter auseinander und hoffen im nächsten Jahr in Sachsen/Thüringen auf ein Treffen ohne Corona-Virus-Gefahr.

Erwin Schmidbauer