Bericht zum Gelbvieh-Züchtertreffen 2019 am 24. und 25. August 2019


Aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und anderen Bundesländern waren sie gekommem. Über 30 Gelbviehzüchter aus ganz Deutschland wollten beim 15. Nationalen Gelbviehzüchtertreffen Neues aus der Gelbviehzucht und –haltung erfahren und Erfahrungen austauschen. Eingeladen hatte die Interessengemeinschaft für Gelbvieh, die versucht, das gelbe Frankenvieh zu erhalten und zu unterstützen.

Landschaftspflege mit Gelbvieh  

Schwerpunkt-Thema war diesmal die Nutzung des Gelbviehs zur Pflege von Brach- und Naturschutzflächen. Davon, wie gut sich hierfür das heimische Gelbvieh eignet, konnten sich die Teilnehmer auf dem Betrieb von Hermann Neuser in Deutenheim im Landkreis Neustadt/Aisch überzeugen. Seit einem Jahr wird in einem Weideprojekt, in das auch der Landschaftspflegeverein einbezogen ist, ein etwa neun Hektar großes Areal mit Gelbvieh gepflegt.
Das Gelände gehört der Firma Knauf, die hier bis vor Kurzem Gips abgebaut hat, und das nun als Ausgleichsfläche der Natur überlassen bleiben soll, um zu sehen, welche Vegetation sich dort entwickelt. Der Bewuchs ist bisher äußerst spärlich, ohne gute Futterpflanzen mit vielen harten und zum Teil stacheligen Kräutern.  Nur Tiere mit besonderer Genügsamkeit wie das Gelbvieh können hier überleben, die Verbuschung verhindern und noch Muskulatur aufbauen. Fleisch, das der Naturland-Biobetrieb, der auch Zuchttiere anbietet,  gut verkaufen kann.

Auch eine andere Weide, die wegen des Wiesenbrüterprogramms erst ab Juli genutzt werden darf, erinnert wegen der Trockenheit eher an die Sahelzone als an eine üppige Weide. Doch auch hier fühlt sich die etwa 35-köpfige Gelbviehherde wohl. Ein „Schattenwagen“ mit Stroh bietet Schutz vor allzu starker Sonneneinstrahlung. 


Überraschendes konnten die Besucher auch im Betrieb von Robert und Doris Ott  in Markt Bibart sehen. In einem Hutewald tummeln sich hier etwa 40 Gelbviehtiere, Kühe mit Kälbern, Jungrinder und auch Ochsen. Sie schützen den Boden des Waldes, der überwiegend mit Eichen besetzt ist, vor der Verunkrautung mit Dornengestrüpp und lassen den Bäumen viel Platz für eine kräftige Entwicklung. Eine benachbarte Wiese bietet zusätzliches Futter.

Die Tiere, die jetzt natürlich täglich mit Frischwasser und etwas Heu als Beifutter versorgt werden müssen, werden im Winter im neugebauten Mutterkuhstall untergebracht, der im Sommer auch mit ein paar Masttieren belegt ist. Um die Gelbviehhaltung finanzieren zu können, ist die Famile auf den Verkauf von Fleisch angewiesen, das normalerweise in 10-Kilo-Paketen, die Portionen von allen Teilstücken enthalten, abgegeben wird. Lediglich Knochen für eine kräftige Suppe werden gratis dazu gegeben. „Obwohl wir“ fügt Doris Ott mit einem Augenzwinkern hinzu „die Suppe und vor allem den Ochsenschwanz auch sehr gerne selber essen“.

Diese ganzheitliche Verwertung der Tiere liegt auch im Sinne der Slow-Food-Bewegung, die vor etwa zwei Jahren das Gelbvieh in die „Arche des guten Geschmacks“ aufgenommen hat. „Es wird nur die Vermarktung von Produkten bedrohter Rassen, die außergewöhnlich gute kulinarische Eigenschaften haben, unterstützt.“ erklärt Herbert Steiner vom Slow-Food-Convinium Hohenlohe-Mainfranken bei der abendlichen Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft Gelbvieh. „Gerade Gelbvieh“ sagte er, „ist hier optimal“. Er empfahl den Aufbau von regionalen Vermarktungsgemeinschaften und den Verkauf des Fleisches in der gehobenen Gastronomie.

Gelbviehzüchter schöpfen neue Hoffnung.

Das heimische Gelbvieh gehört zu den wertvollsten Rinderrassen, bietet vorzügliches Fleisch und liefert eine hervorragende Milch mit einer außerordentlich guten Proteinzusammensetzung, die sich auch in den daraus hergestellten Käsespezialitäten wiederspiegelt. Dennoch zählt es heute zu den bedrohten Tierrassen, da es im Vergleich zu Intensivrassen eine niedrige Milchleistung und damit hohe Produktionskosten je Liter Milch hat.
Wie es zur Zeit um die Rasse steht, das konnte man am Wochenende bei der Mitgliederversammlung der Interessengemeinschft für das deutsche Gelbvieh erfahren. Zuchtleiter Albrecht Strotz musste leider einen weiteren Rückgang in der normalen Milchviehhaltung feststellen. Über 180 Kühe weniger als im Vorjahr waren zu Jahresende im Herdbuch des Verbandes eingetragen. Damit fiel der Zuchtbestand vom Jahr 2001 mit ca. 7000 Kühen  bis 2018 auf nunmehr ca. 1300 Kühe Die Hauptursache sieht der Zuchtleiter neben der geringeren Milchleistung in der Tatsache, dass die Tiere in kleinen Betrieben meist in Anbindeställen gehalten werden. Diese sind arbeitswirtschaftlich schwierig und werden von der Gesellschaft immer weniger akzeptiert, obwohl auch hier die Haltung durchaus tiergerecht gestaltet werden kann. In der Folge findet sich nur selten ein Hofnachfolger und jählich müssen zwei bis drei Zuchtbetriebe aufgegeben werden.
Die meisten Tiere müssen dann geschlachtet werden. Jungvieh und einige Kühe können in die Mutterkuhhaltung oder auch in zukunftsfähige Laufstallbetriebe vom Rinderzuchtverband vermittelt werden.

Gerade in der Mutterkuhhaltung stellt auch der Rinderzuchtverband Franken eine Zunahme der Gelbviehkühe fest. Beim letzten Jahresabschluss wurden 690 Kühe, 110 mehr als im Vorjahr, gezählt, wobei auch die Umstellung einer größeren Milchviehherde in Unterfranken auf Mutterkühe dazu beigetragen hat. Hoffnungsvoll stimmt auch, dass gerade in Biobetrieben das Gelbvieh immer mehr seinen Platz findet.
Vor allem um den Einzug von Gelbvieh in moderne Laufställe zu fördern, hat der Gelbviehverband Nürnberg, der das Gelbvieh aus Eigenmittel stark fördert, vor zwei Jahren zusammen mit dem Rinderzuchtverband Franken ein Embryotransferprogramm gestartet. Dabei werden von den besten Gelbviehkühen Embryonen gewonnen und nicht nur den Mitgliedern sondern auch Laufstallbetrieben mit anderen Rassen vergünstigt angeboten. 
Inzwischen konnten mehr als 70 Embryonen in solche Betriebe verkauft werden. 

In einem Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, um das Hans-Jürgen Regus, der Vorsitzende des Gelbviehverbandes Nürnberg, im Mai gebeten hat, und das mit Unterstützung der Landtagsabgeordneten  Hans Herold, Manuel Westphal, Martin Schöffel und Petra Loibl (gleichzeitig Vorsitzende der Interessengemein- schaft Gelbvieh) zustande kam, konnte Hans- Jürgen Regus erreichen, dass etwa 50 Embryonen in die Milchviehherde im Lehr- und Versuchsgut Achselschwang eingepflanzt werden und die weiblichen Nachkommen in die Herde integriert werden sollen. Damit wird das Gelbvieh auch in der Ausbildung der Landwirte wieder sichtbarer.
Auch die landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf haben angeboten einige Embryonen einzusetzen und das Gelbvieh in einer Hochleistungsherde zu testen. Der Schwerpunkt soll hier aber mehr im Aufbau einer Mutterkuhherde liegen.