Zuchtprogramm Deutsches Fleckvieh
--> Zuchtprogramm Deutsches Fleckvieh 2022
Die Rasse Dt. Fleckvieh zählt in Deutschland ca. 1,2 Mio. Kühe, die vornehmlich in Süddeutschland (Bayern, Baden-Württenberg, Hessen) gehalten werden. Ca. 75 % dieser Kühe sind der Milchleistungsprüfung angeschlossen und ca. 95 % werden künstlich besamt. Damit steht für Zuchtprogramme und Nachkommenprüfung von Prüfbullen eine "aktive Zuchtpopulation" (= Kühe unter MLP und KB) von ca. 870 000 Fleckvieh-Kühen zur Verfügung. Solche Zuchtprogramme werden in den einzelnen Bundesländern überregional geplant, und zwar auf "Zuchteinheit"-Ebene (= Zusammenschluss mehrerer Zuchtverbände mit den im Zuchtgebiet tätigen Besamungsstationen zur Koordination züchterischer Maßnahmen).
Zuchtmethode
Oberstes Ziel eines jeden Zuchtprogrammes, so auch bei dem für das Fleckvieh, ist ein optimaler Zuchtfortschritt in den wichtigsten Merkmalen in Richtung Zuchtziel. Es wird primär in Reinzucht verfolgt. Dieses wird angestrebt durch gezielte Anpaarung der züchterisch wertvollsten Kühe, den nach Leistung, Zuchtwert und Exterieur ausgewählten sog. "Bullenmüttern", mit den besten Vererbern der Rasse, scharfe Selektion der nächsten Jungbullengeneration und deren konsequente Nachkommenprüfung.
Das Zuchtprogramm des Rinderzuchtverbandes Franken berücksichtigt die staatlichen Förderrichtlinien und ist Teil des Fleckvieh-Zuchtprogrammes der Vereinigung zur Förderung der Rinderzucht e.V. (VFR) - Sitz Neustadt/Aisch.
Aktive Zuchtpopulation
Die aktive Fleckvieh-Zuchtpopulation bildet die Basis des Zuchtprogramms. Sie hat im Zuchtgebiet des Rinderzuchtverbandes Würzburg eine Größe von ca. 22.000 Kühen und ist Teil der aktiven Zuchtpopulation des Fleckviehs der Zuchteinheit "Vereinigung zur Förderung der Rinderzucht e. V." - Sitz Neustadt/Aisch (VFR) mit ca. 280 000 Herdbuch- und zusätzlich ca. 30 000 MLP-Kühen.
Die Erzeugung dieser Prüfbullen erfolgt in mehreren Schritten:
Auswahl der Bullenväter und Bullenmütter
Die Bullenväter, die i. R. des Zuchtprogramms zum Einsatz kommen, werden vierteljährlich im Anschluss an die Zuchtwertschätzung auf VFR-Ebene festgelegt. Dabei werden bei der Auswahl neben den aktuellen Leistungs- (Vererbungs-)daten auch die Verwandtschaft („Blutlinien“) der einzelnen Vererber berücksichtigt. Pro Quartal werden im Zuchtprogramm 3 - 5 Spitzenvererber eingesetzt.
Als sog. „Bullenmütter“ werden in den Zuchtbetrieben des Rinderzuchtverbandes Franken pro Jahr ca. 100 HB-Kühe ausgewählt. Dieser relativ geringe Bullenmütterbedarf ermöglicht eine sehr scharfe Selektion in den Leistungsmerkmalen Milch, Fleisch und Fitness, so dass nur Kühe mit einem Gesamtzuchtwert und einem Milchwert von je > 121 sowie einem exzellenten Exterieur als Bullenmütter Anerkennung finden!
Seit Anfang 1998 ist es das Ziel eines sog. „Innovativen Zuchtprogrammes“ den Zuchtfortschritt pro Jahr nicht nur durch Erhöhung der Selektionsintensivität (-schärfe), z. B. durch Verringerung des Anteils der Bullenmütter an der Gesamtpopulation und/oder durch eine Steigerung der Sicherheit der Zuchtwertschätzung (ZWS), z. B. durch eine spätere Nutzung der Bullenmütter im Zuchtprogramm zu forcieren, sondern auch durch eine Verkürzung des Generationsintervalls. Es beruht, ebenso wie alle übrigen Varianten von Zuchtprogrammen, auf der alten „Züchterweisheit“:
Die Verkürzung des Generationsintervalls wird durch die Einbeziehung genetisch sehr wertvoller junger Tiere, wie Jungrinder oder Jungkühe, in das Zuchtprogramm versucht. Zur Minderung des Risikos aufgrund fehlender bzw. nicht ausreichender Eigenleistungen werden von den Jungkühen (GZW > 118) zusätzlich mind. 1,0 kg Eiweiß beim 1. oder 2. Probemelken und, wie auch bei den Jungrindern (GZW > 121 und GZW Mutter > 115), ein exzellentes Exterieur gefordert.
Konventionelle gezielte Anpaarung
Der RZV Franken plant bei Fleckvieh mit ca. 100 Anpaarungen von ausgewählten sog. „Bullenmüttern“ und ca. 50 züchterisch interessanten Jungrindern und Jungkühen mit einem aktuell ausgewählten Spitzenvererber.
Embryo-Transfer
Seit nunmehr ca. zehn Jahren ist der Embryo-Transfer (ET) in das staatlich geförderte Zuchtprogramm der VFR integriert. Seither wird die Crème de la Crème der Fleckvieh-Bullenmütter, vom Jungrind bis zur älteren Kuh, als Spendertiere genutzt, und die transfertauglichen Embryonen auf Empfängertiere übertragen.
Die Zuchtleitung favorisiert für ein ET-Programm eindeutig die Jungkuh, weil bei dieser nicht nur vorgeschätzte Zuchtwerte bekannt sind, sondern auch bereits Aussagen über ihre Eigenleistung möglich sind und deren Exterieur, v. a. das Euter betreffend, schon relativ sicher beurteilt werden kann.
Z. Z. plant der RZV Franken ca. sechs ET-Programme pro Jahr i. R. des Fleckvieh-Zuchtprogrammes!
Auswahl „aufzuchtwürdige männliche Kälber“
Aus dem Angebot männlicher Kälber, die sowohl aus einer konventionellen gezielten Anpaarung von Bullenmüttern, als auch aus ET-Programmen stammen können, werden die sog. „aufzuchtwürdigen männlichen Kälber“ bezüglich Zuchtwert und Exterieur selektiert und einer „Eigenleistungsprüfung im Feld“ unterzogen.
Auswahl Prüfbullen
Nach Abschluss der „Eigenleistungsprüfung im Feld“ im Alter von max. 18 Monaten werden die Jungbullen einer Körkommission vorgestellt. Diese bewertet die Merkmale Rahmen, Bemuskelung und Form. Ein für den Prüfeinsatz vorgesehener Jungbulle muss in diesen drei Merkmalen mind. mit der Note 5 bewertet sein und einen Gesamtzuchtwert von 117 Punkten erreichen!
Ziel des Rinderzuchtverbandes Franken ist es, jährlich ca. sechs Fleckvieh-Jungbullen für den Prüfeinsatz selektieren zu können. Pro Prüfbulle werden ca. 700 Erstbesamungen in der aktiven Fleckvieh-Zuchtpopulation durchgeführt. Daraus können Leistungsergebnisse von einer ausreichenden Zahl an Prüfbullen-Töchtern und Zuchtwertsicherheiten der nächsten Besamungsbullengeneration für den Zweiteinsatz von über 78 % erreicht werden.