Bullenauswahl
Hinweise zur gezielten Auswahl von Besamungsbullen
Um für eine Kuh den richtigen Besamungsbullen zu finden, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
1. Welche Merkmale müssen bei meiner Kuh vor allem verbessert werden?
Die betreffende Kuh sollte in ihren Leistungs- und Extrieurmerkmalen beurteilt werden. Das Kriterium ,das am stärksten einer Verbesserung bedarf , sollte als Kriterium Nummer 1 festgelegt werden. Entsprechend erhalten die weiter zu verbessernden Merkmale die Priorität 2, 3,oder 4 . Im allgemeinen ist nicht zu empfehlen, mehr als 4 Kriterien in die Auswahl des richtigen Bullen einzubeziehen.
Bei der Festlegung der Schwachpunkte einer Kuh, muss auch die voraussichtliche Weiterentwicklung des Tieres mit einbezogen werden. Beim Euter bedeutet dies zum Beispiel, dass, um den Euterboden richtig zu bewerten, auch in Betracht bezogen werden muss, wie stark das Zentralband ausgebildet ist, wie groß das Euter insgesamt ist, ob die Kuh zu Ödemen neigt, was wiederum bei geschnürten Kühen mit schwächerer Herzleistung und entsprechend schlechterer Durchblutung des Euters häufig derFall ist.
Bei der Festlegung der Merkmalspriorität muss der wirtschaftliche Nutzen eines Merkmals berücksichtigt werden. So ist zum Beispiel der Eutersitz und das Fundament - wegen des Einflusses auf die zu erwartende Nutzungsdauer bzw. auf die Tierarztkosten - ein wirtschaftlich bedeutendes Merkmal, während die Größe eines Tieres oder die Bemuskelung nicht von allzu hoher wirtschaftlicher Bedeutung ist. Das gleiche gilt auch für die Euterreinheit. Dagegen spielt natürlich die Milchleistung und der Eiweißgehalt eine wichtige Rolle für die Wirtschaftlichkeit, während der Fettgehalt eher untergeordnet ist. Zellgehalt und Melkbarkeit spielen nur bei extrem schlechter Ausprägung wirtschaftlich eine wichtige Rolle. Das gleiche gilt auch für das Durchhaltevermögen in der Laktation.
2. Welcher Bulle ist dazu am besten geeignet?
Aus den Empfehlungslisten kann nun der Bulle entsprechend der festgelegten Priorität ausgewählt werden. Die Bullen sind in unseren Empfehlungslisten nach ihrem züchterischen Gesamtwert unter Einbeziehung des Exterieurs gereiht. Somit ist sichergestellt, dass der erste Bulle, bei dem die Auswahlkriterien erfüllt werden, auch bei den übrigen Merkmalen - insgesamt betrachtet - gute Werte liefert. Er ist also der Bulle, der für die jeweilige Kuh passt und den größten wirtschaftlichen Vorteil bringt.
Wird nun zum Beispiel das Fundament als erstes zu verbesserndes Kriterium bestimmt, so wird in der Spalte Fundament der Zuchtwert Fundament von oben nach unten durchsucht. Der erste Bulle, der einen Zuchtwert in der gewünschten Höhe aufweist, ist zunächst einmal der geeignete Bulle. Anschließend wird überprüft, ob dieser Bulle auch in den Kriterien 2, dann 3 und 4 die gewünschte Vererbungstendenz aufweist. Ist dies der Fall, so ist dieser Bulle der geeignete Paarungspartner. Wenn nicht , muss das Kriterium Nummer eins, in diesen Fall also das Fundament, bei den in der Liste weiter unten aufgeführten Bullen verfolgt werden, bis ein Bulle entsprechende Werte aufweist.
Sollte ein vollkommen geeigneter Bulle nicht in den Listen zu finden sein, so muss man sich mit einem Bullen begnügen, bei dem wenigstens die Kriterien 1 und 2 den Vorstellungen entsprechen. Man sollte sich allerdings nicht scheuen, auch einmal Bullen zu nehmen, die weiter unten in der Liste stehen, wenn sie für die spezielle Kuh besonders gut passen. Aufgrund unseres Zuchtprogramms erhalten schlechte Bullen ohnehin keine Besamungserlaubnis.
Insgesamt kann mit diesem System sehr schnell der geeignete Besamungsbulle gefunden werden.
3. Einsatz von Prüfbullen
Mindestens 20 % der Kühe müssen mit Prüfbullen besamt werden, um das Zahlen eines Zuchtbeitrages zu verhindern.
Dazu sollten vor allem Kühe im mittleren Leistungsbereich, die keine allzu groben Fehler aufweisen, genutzt werden. Damit ist gewährleistet, dass die Nachkommen zur Zucht geeignet sind, auch wenn der Prüfbulle sich im Nachhinein nicht als Spitzenvererber erweisen sollte.
Kühe mit gröberen Mängeln sollten dagegen - wenn sie überhaupt zur Zucht genutzt werden - gezielt mit geprüften Bullen angepaart werden, um den Mangel bei den Töchtern zu mildern bzw. zu beseitigen.
Insgesamt ist die Qualität der heutigen Prüfbullen - aufgrund der starken Selektion im Zuchtprogramm - im Durchschnitt aber mindestens genauso gut wie im Durchschnitt der geprüften Bullen mit Besamungserlaubnis. Ein Einsatz ist heute daher auch im Interesse des Zuchtfortschritts in der Herde durchaus zu empfehlen.
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.