Zuchtprogramm Deutsches Holstein
--> Zuchtprogramm Deutsches Holstein 2024
Die Rasse Deutsche Holsteins der Farbrichtungen Schwarzbunt und Rotbunt ist mit ca. 2.2 Mio. Kühen unter Milchleistungsprüfung (MLP), darunter ca. 1,6 Mio. Herdbuch-Kühe (HB), die am weitest verbreitete Rinderrasse in Deutschland. Davon stehen ca. 85 000 MLP-, darunter ca. 62 000 HB-Kühe in Bayern. Im Zuchtgebiet des Rinderzuchtverbandes Franken stehen ca. 16.500 Holstein-Kühe unter Milchleistungsprüfung, in seinem Herdbuch sind ca. 8.500 Holstein-Kühe eingetragen.
Zuchtmethode
Oberstes Ziel eines jeden Zuchtprogrammes, so auch bei dem für die Holsteins, ist ein optimaler Zuchtfortschritt in den wichtigsten Merkmalen in Richtung ZuchtzielEs wird primär in Reinzucht verfolgt. Dieses wird angestrebt durch eine gezielte Anpaarung der züchterisch wertvollsten HB-Kühe, den nach Leistung, Zuchtwert und Exterieur ausgewählten sog. „Bullenmüttern“, mit den besten Vererbern der Rasse, scharfe Selektion der nächsten Jungbullengeneration und deren konsequente Nachkommenprüfung.
Das Zuchtprogramm des Rinderzuchtverbandes Franken berücksichtigt die staatlichen Förderrichtlinien!
Aktive Zuchtpopulation
Die aktive Zuchtpopulation (= Kühe unter MLP und KB) bildet die Basis des Zuchtprogrammes. Sie hat im Zuchtgebiet des Rinderzuchtverbandes Franken eine Größe von ca.. 16.500 Holstein-Kühen.
Die Auswahl von Prüfbullen erfolgt in mehreren Schritten:
Auswahl der Bullenväter und Bullenmütter
I. R. des Holstein-Zuchtprogrammes des Rinderzuchtverbandes Franken kommen nur ausgewählte Bullenväter aus dem In- und Ausland zum Einsatz. Auswahlbasis ist jeweils das aktuelle Zuchtwertschätzergebnis.
Als sog. „Bullenmütter“ werden im Rinderzuchtverband Franken pro Jahr nur ca. zehn HB-Kühe der Rasse Holsteins benötigt. Dieser geringe Bullenmütterbedarf ermöglicht eine sehr scharfe Selektion in den Leistungsmerkmalen Milch und Exterieur, so dass nahezu ausschließlich nur HB-Kühe mit einem Gesamtzuchtwert (RZG) von > 124 und einem Milchwert (RZM) > 120, sowie einem exzellenten Exterieur als Bullenmutter Anerkennung finden. In seltenen Fällen können auch HB-Kühe Bullenmütter werden, wenn sie diese Mindestanforderungen nicht erfüllen, z. B. zur Aufrechterhaltung der genetischen Vielfalt.
Seit 1998 ist es das Ziel eines sog. „Innovativen Zuchtprogrammes“ den Zuchtfortschritt nicht nur durch Erhöhung der Selektionsintensität (-schärfe), z. B. durch weitere Erhöhung der Anforderungen an die Bullenmütter und/oder durch Steigerung der Sicherheit der Zuchtwertschätzung, z. B. durch eine spätere Nutzung der HB-Kühe als Bullenmütter zu forcieren, sondern auch durch Verkürzung des Generationsintervalls. Dies wird durch Einbeziehung genetisch sehr wertvoller junger Tiere, wie Jungkühe und Jungrinder, in das Zuchtprogramm versucht. Zur Minderung des Risikos einer mangels Eigenleistung noch geringeren Sicherheit der Zuchtwertschätzergebnisse wird neben bester väterlicher und mütterlicher Abstammung (RZG und RZM der Mutter > 124 bzw. > 120) bei Jungkühen eine weit überdurchschnittliche Einsatzleistung gefordert. Ein exzellentes Exterieur ist absolute Voraussetzung für eine gezielte Anpaarung einer Jungkuh bzw. eines Jungrindes i. R. des Zuchtprogrammes.
Konventionelle gezielte Anpaarung
Der RZV Franken plant bei den Holsteins die Anpaarung von ca. zehn sog. „Bullenmüttern“ und ca. fünf züchterisch interessanten Jungkühen bzw. Jungrindern mit einem jeweils aktuell ausgewählten Spitzenvererber.
Embryo-Transfer
Seit 1998 ermöglichen die staatlichen Förderrichtlinien auch die Integration des Embryo-Transfers in das Zuchtprogramm. Seither wird die Crème de la Crème der Holstein-HB-Kühe im RZV als Spendertiere genutzt und die transfertauglichen Embryonen auf Empfängertiere übertragen.
Die Zuchtleitung ist bemüht, jährlich mind. ein ET-Zuchtprogramm i. R. seines Holstein-Zuchtprogrammes zu realisieren.
Auswahl „aufzuchtwürdige männliche Kälber“
Aus dem Angebot männlicher Kälber, die sowohl aus einer konventionellen gezielten Anpaarung von Bullenmüttern, als auch aus ET-Programmen stammen können, werden die sog. „aufzuchtwürdigen männlichen Kälber“ bezüglich Zuchtwert und Exterieur selektiert und einer „Eigenleistungsprüfung im Feld“ unterzogen.
Auswahl Prüfbullen
Nach Abschluss der „Eigenleistungsprüfung im Feld“ werden die Jungbullen im Alter von max. 18 Monaten einer Körkommission vorgestellt. Diese bewertet die Merkmale Milchtyp, Körper und Fundament. Ein für den Prüfeinsatz vorgesehener Jungbulle muss in diesen Exterieurmerkmalen jeweils mind. 78 Punkte erreicht haben und sein vorgeschätzter Gesamtzuchtwert (RZG) mind. 120 betragen!
Ziel des Rinderzuchtverbandes Franken ist es, jährlich 1 bis 2 – Gesamtbedarf in Bayern: 15 bis 20 - Holstein-Prüfbullen selektieren zu können. Pro Prüfbulle werden ca. 1 000 Erstbesamungen in der aktiven Holstein-Zuchtpopulation durchgeführt. Daraus können ausreichend Leistungsergebnisse von Prüfbullen-Töchtern erwartet werden, die eine hohe Sicherheit der Zuchtwerte vor der Auswahl der Besamungsbullen für den Zweiteinsatz gewährleisten!